Neurologische Therapie

Diese Behandlungsmethoden richten sich an erwachsene Patient*innen mit neurologischen Erkrankungen, zum Beispiel Morbus Parkinson, Multipler Sklerose (MS) und/oder Demenzerkankungen oder an Patient*innen mit Symptomen nach einem neurologischen Akutereignis, zum Beispiel Schlaganfall.

Behandlungskonzept nach Vojta

Bei der Vojta-Behandlung wird das Gehirn angeregt, das Programm der angeborenen idealen Bewegungsmuster in Gang zu setzen. Im sogenannten Fortbewegungsprinzip werden in bestimmten Ausgangslagen (Rückenlage, Seitenlage, Bauchlage) über definierte Zonen am Rumpf und an den Extremitäten Reize gesetzt. Diese bewirken Haltungs- und Bewegungsmuster, die den ganzen Körper, einschließlich der Hände, Füße und des Gesichts erfassen: das Reflexkriechen und das Reflexumdrehen. Sie beinhalten die für jede Fortbewegung untrennbaren Komponenten: Die Aufrichtung gegen die Schwerkraft, die zielgerichtete Bewegung und die dynamische Anpassung der Körperlage. Neben der physiologischen Einstellung der Wirbelsäule und der Kugelgelenke sowie einer differenzierten Muskelarbeit sind u.a. eine Vertiefung der Atmung und eine Aktivierung des Kreislaufes und der Verdauung zu beobachten. Das Fortbewegungsprinzip ist als Basistherapie in allen klinischen Bereichen (Kinderheilkunde, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, u.a.) und unabhängig vom Alter des Patienten einsetzbar.

Über diese Therapieform werden vom Patienten aktiv, ohne zu trainieren und zu üben, grundlegende Voraussetzungen geschaffen, auf die andere Therapieformen aufbauen können. Die Behandlung ist durch Kombination und Variation der Zonen und durch Auswahl der Ausgangsstellungen den Möglichkeiten des Patienten anzupassen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist die konsequente Arbeit 3 bis 4 mal täglich.

Es kann erreicht werden, daß der Patient den ganzen Tag eine verbesserte Haltungs- und Bewegungsmöglichkeit hat und diese auf Dauer in seine Spontanmotorik einsetzt. Ebenso werden die Wahrnehmungsmöglichkeiten über den Körper deutlich verbessert. Die Reflexlokomotion ist zwar anstrengend, aber effektiv.

(Quelle: www.polio-frankfurt-am-main.de/voita.htm)

Das Bobath-Konzept

In der Behandlung von Menschen mit neurologischen Störungen ist das Bobath-Konzept eine der verbreitetsten Therapieformen. Es basiert einerseits auf neurophysiologischer Grundlage, geht andererseits aber von einem Ansatz aus, der den Menschen in seiner ganzen Persönlichkeit einbezieht. Dies bedingt eine enge Zusammenarbeit sowohl der beteiligten Fachdisziplinen untereinander als auch mit den Angehörigen und den Betroffenen selbst.

Das Ehepaar Dr. h. c. Berta Bobath (Physiotherapeutin, *1907 Berlin – †1991 London) und Dr. Karel Bobath (Neurologe und Psychiater, *1906 Berlin – †1991 London) begann Mitte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts mit der Entwicklung ihres Behandlungskonzeptes, das in den folgenden Jahrzehnten ständig erweitert und differenziert wurde. Empirische Erfahrungen, resultierend aus der Behandlung von Schlaganfallpatienten, wiesen auf die Beeinflussbarkeit von pathologisch veränderten Haltungs- und Bewegungsmustern hin. So entstand ein interdisziplinäres Konzept, zu dem auch weitere Persönlichkeiten aus den Bereichen Medizin, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie beitrugen.

Das Bobath-Konzept wird durch die in der therapeutischen Arbeit gewonnenen Erfahrungen, neue Forschungsergebnisse aus den Neurowissenschaften und Anregungen aus benachbarten Wissenschaften weiterentwickelt. Dies ermöglicht eine Orientierung am jeweils aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse z. B. Reifung des Zentralnervensystems, bezüglich der Bewegungskoordination und des motorischen Lernens. Die prozesshafte Gesamtentwicklung des Menschen ist ständigen Veränderungen unterworfen. Der Behandlungsansatz nimmt Bezug auf die menschliche Entwicklung, die gekennzeichnet ist durch das Zusammenwirken sensomotorischer, emotionaler und geistiger Komponenten in der Auseinandersetzung im sozialen und gegenständlichen Umfeld.

Diese Therapieform richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborenen und/oder erworbenen Störungen des Zentralnervensystems, sensomotorischen Auffälligkeiten, kognitiven Beeinträchtigungen und anderen neurologischen Erkrankungen.

In der Therapie werden patientenbezogene Prinzipien angewendet. Diese beziehen sich auf die spezifische Vorgehensweise in der Diagnosefindung, der Befunderhebung und daraus resultierenden therapeutischen Maßnahmen. Aufgrund der Diagnose wird ein individueller Befund erstellt. Im Vordergrund der Befunderhebung steht die Beobachtung der Eigenaktivität und Fähigkeit des Betroffenen im alltäglichen Leben.

Diese werden im fortlaufenden Prozess durch die enge Verbindung von Befund und Therapie immer wieder neu definiert und so wird eine regelmäßige Erfolgskontrolle garantiert.

Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist damit unverzichtbar. Sie dient der Koordinierung der Aktivitäten in den verschiedenen Fachbereichen, die an der Betreuung der betroffenen Person beteiligt sind.

Ziel der Therapie ist die Differenzierung funktioneller Fähigkeiten, Erweiterung der Handlungskompetenz und größtmögliche Selbständigkeit im Lebensumfeld. Bei Menschen mit schwersten Behinderungen kann dies – neben der Sicherung der Vitalfunktionen – ihre Mithilfe bei den pflegerischen Maßnahmen bedeuten oder zumindest deren Akzeptanz, bei anderen die eigenverantwortliche und selbstbestimmte Organisation ihres Alltags.

Übergeordnete Leitidee der Therapie ist, optimale Bedingungen für die Entfaltung der senso-motorischen Kompetenz der betroffenen Person unter Berücksichtigung der geistigen, sozialen und emotionalen Bereiche zu ermöglichen. So wird versucht, günstige Voraussetzungen für sensomotorisches Lernen herzustellen. Wesentliche Bestandteile dabei sind zentrale Wachheit und Aufmerksamkeit bei den Betroffenen wieder zu aktivieren. Dazu können beispielsweise somatosensorische und vestibuläre Informationen, wie Berühren und Bewegen, aber auch Anregungen imakustischen, optischen, Geruchs- und Geschmacksbereich gezielt ausgesucht und angeboten werden.

Allerdings kann nur durch eigenes Ausprobieren und variationsreiches Wiederholen im entsprechend sinnvollen Kontext ein Prozess des handlungsorientierten und funktionellen Lernens entstehen. Daher werden Alltagssituationen gewählt, die zum Experimentieren und Entwickeln eigener Strategien besonders günstig sind. Handlungskompetenz kann sich dann entwickeln, wenn der betroffene Mensch Ziele verfolgen kann, die für ihn selbst bedeutungsvoll sind. Die für das Erreichen des Zieles benötigte Hilfe erhält er durch die Anwendung therapeutischer Techniken. Unter solchen Bedingungen kann optimale Eigenaktivität entstehen, die bei Beachtung biomechanischer Gegebenheiten durch das entsprechende therapeutische Angebot tonusregulierend wirkt.

Im Unterschied zu anderen Therapieformen existieren im Bobath-Konzept keine standardisierten Übungen, sondern im Vordergrund stehen individuelle und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten. Dies betrifft Bereiche wie Kommunikation, Nahrungsaufnahme, Körperpflege, An- und Auskleiden, Fortbewegung, Spiel und Beschäftigung – beispielsweise zu Hause, im Kindergarten, in der Schule, im Beruf oder in der Freizeit. Es ist Aufgabe der Therapeutin, die spezifischen Erfordernisse – wenn immer möglich gemeinsam mit dem betroffenen Menschen und den ihn betreuenden Personen – herauszufinden. Daraus resultiert zum einen die Vermittlung spezifischer „Handhabungs-Anleitungen“ an die Betreuenden Personen (Familienmitglieder, Begleitpersonen, Pflegepersonal, Lehrer und Erzieher), zum anderen die Anpassung des Umfeldes (Lagerungs-, Sitz-, Steh- und Fortbewegungshilfen sowie die Adaptierung von Gebrauchsgegenständen) an die individuellen Bedürfnisse. Des Weiteren dienen alle diese Maßnahmen dazu, körperliche Sekundärschäden wie Kontrakturen, Luxationen und Deformitäten zu verhindern, aber auch Folgen im emotionalen und sozialen Bereich zu beeinflussen, oder in Grenzen zu halten.

In der Bobath-Therapie wird je nach Alter, Beeinträchtigung und Schädigungsform des betroffenen Kindes, Jugendlichen bzw. Erwachsenen unterschieden. Im folgenden soll darauf eingegangen und die entsprechenden Schwerpunkte der Fachdisziplinen dargestellt werden.

In der Physiotherapie liegen die Schwerpunkte in der Optimierung und Differenzierung der Bewegungsentwicklung, der -erfahrung und des -verhaltens. Bei der Entwicklung eigener Bewegungsstrategien im therapeutischen Prozess werden im Besonderen die individuellen biomechanischen Gegebenheiten, die Interaktion und Kommunikation mit dem sozialen Umfeld des Kindes, Jugendlichen bzw. Erwachsenen berücksichtigt und somit sensomotorisches Lernen möglich.

(Quelle: www.bobath-vereinigung.de/konzept.htm)

PNF – Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation

Die Methode führt zur Bahnung von Bewegungen über die funktionelle Einheit von Nerv und Muskel. Die Bahnung lässt sich stimulieren durch:

Exterozeptive Reize (über Haut, Auge, Gehör)

  • Taktile Stimulation über manuellen Kontakt auf der Haut mit Hilfe des Lumbrikalgriffes (Beugung der Fingergrundgelenke und Streckung der Fingermittel- und – endgelenke durch den Mm.lumbricales).
  • Verbale Stimulation über das Präparationskommando (ausführlich beschreibende Anleitung) und das Aktionskommando (kurze und prägnante Anleitung).
  • Visuelle Stimulation über Blickkontakt zur Therapeutin und zur übenden Körperregion

Ziele:

  • Koordinierung physiologischer Bewegungsabläufe
  • Abbau pathologischer Bewegungsmuster und des Muskeltonus
  • Muskelkräftigung
  • Muskeldehnung

(Quelle: www.klinikum-konstanz.de/einrichtungen/physiotherapie/pnf.html)


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